Zurück zu: Aktuelle News

Das war die Austria Historic 2012

Bericht von Angela Koch

Viel Regen im Westen, Schnee auf der Großglockner Hochalpenstraße und 30 Grad im Osten…
das war die Austria Historic 2012 und es war (trotzdem) ein Erlebnis!

Ein Bericht von Angela Koch, unterwegs (als Beifahrerin) mit Hotchkiss Mont Ventoux, Bj. 1934

Zum 40jährigen Clubjubiläum des AVCA fuhren vom 09. - 17. Juni 52 Fahrzeuge, vorwiegend bis Baujahr 1945, in 7 Fahrtagen von Bregenz nach Wien. Die beiden ältesten Fahrzeuge waren ein Knox Raceabout mit „läppischen“ 7,2 l Hubraum aus 1911 und ein Buick Roadster mit 13 PS aus 1912.

Die teilnehmenden Teams reisten aus Deutschland, Holland, der Schweiz, England und sogar aus den USA an. Die Österreicher waren allerdings mit nur 8 Teams klar in der Minderzahl. Diese Jubiläumsveranstaltung über eine Strecke von ca. 1.200 km wurde als rein touristische Fahrt ohne jegliche Zeitwertung und Zeitdruck ausgeschrieben und war bereits ein halbes Jahr vor Veranstaltungsbeginn ausgebucht! Offensichtlich der richtige Weg, so eine Fahrt zu veranstalten!

Als Treffpunkt wurde für diese von unserem Präsidenten Kurt Dichtl bestens organisierte Veranstaltung das Hotel Mercure in Bregenz gewählt. Zentral und z.B. mit dem Autoreisezug für alle anreisenden Teams gut erreichbar und gelegen direkt an der Bodenseepromenade. Zugfahrzeuge und Anhänger konnte in einem abgesperrten Gelände abgestellt werden. Nach einem Sektempfang, mit dem uns Kurt übrigens täglich nach Ankunft verwöhnte, und einem kurzen Spaziergang über die Seepromenade - noch bei schönstem Wetter - zur Pfänderbahn fand der Auftakt zur Veranstaltung dann in 1.064 m Seehöhe in uriger Atmosphäre des Pfänderhauses mit wunderbarem Blick über den Bodensee statt.

Auf diese Art und Weise bestens eingestimmt, konnte uns auch am nächsten Morgen, dem 1 . Fahrtag, der Regen nicht die Laune verderben. Die meisten Teilnehmer schlossen das Verdeck, aber ein paar wenige hatten keines oder starteten gleich offen. Um den uneingeschränkten Blick auf die Landschaft zu haben, beschlossen wir gleich zu Beginn, die ganze Woche ohne Verdeck zu fahren - so ersparten wir uns die schon oft geführte Diskussion „offen oder zu“…

Regenfest eingepackt, kalt war es Gott sei Dank nicht, ging die Fahrt im strömenden Regen los. Die erste Verschnaufpause an diesem ersten Regentag hatten wir gleich im nur eine halbe Stunde entfernten „weltweit größten Rolls-Royce-Museum“ in Dornbirn mit einer absolut beachtlichen und sehenswerten Sammlung an Fahrzeugen und Automobilia. Ein Besuch ist auf jeden Fall lohnenswert, sollte man in der Nähe sein.

Von Dornbirn über Schröcken und Hochtannberg erwartete uns die erste große fahrerische Herausforderung dieser Tour quer durch Österreich dann mit dem 29 km langen Hahntennjoch. Als nördlichster Alpenpaß steigt diese Hochgebirgsstraße bis zu 1.894 m an. Allen Warnungen vom Kurt zum Trotz, man möge diese bei Regen doch bitte nicht befahren, wurden von den meisten in den Wind geschlagen. Auch von uns - haben wir uns doch vorgenommen, nicht nur wie erwähnt die ganze Strecke offen zu fahren, sondern auch alle ausgearbeiteten Routen und Pässe zu fahren. Kurt sollte sich doch die ganze Mühe nicht umsonst gemacht haben! Belohnt wurden wir auf dieser recht steilen und anspruchsvollen Paßstraße dann tatsächlich mit teilweise trockener Fahrbahn und ein wenig Schnee ganz oben.

Leider waren - es war Sonntag - aber auch viele Motoradfahrer unterwegs, die ihre Gefährte nicht immer im Griff hatten. Jene Teilnehmer, die sich vom Regen und von Kurt abschrecken ließen, fuhren die leichtere Strecke über den Arlberg. Das Ziel dieses 1. Fahrtags war das Hilton in Innsbruck, der Begrüßungssekt stand schon bereit. All jenen, die Innsbruck noch nicht kannten, blieb genug Zeit für eine Stadtbesichtigung, der Regen hatte mittlerweile auch aufgehört. Nach einem gemeinsamen, übrigens sehr guten, Abendessen konnte man sein Glück im Casino, das sich ebenfalls im Hotel befand, versuchen. Gratisjetons und ein Glas Sekt gab‘s dazu. Manche haben sogar gewonnen, sicherlich auch einige verloren, aber die haben’s nicht erzählt…

Der 2. Fahrtag begann leider wieder mit Regen. Für Kunst- und Kaufinteressierte stand der Besuch der Swarowski Kristallwelten in Wattens am Programm, für Abenteurer wie uns die Zillertaler Höhenstraße. Jedoch vom Wetter entmutigt, haben leider nur ein paar wenige den Weg über die angeblich „schönste Alpenstraße“ gewagt. Wirklich steil und ziemlich eng führt diese insgesamt ca. 50 km lange Panoramastraße mit einer Steigung von bis zu 15% Kehre um Kehre immer weiter auf 2.020 m hinauf - und hinunter natürlich.

Durch die Wolkendecke einmal durchgestoßen, wurden wir zwar nicht mit der Sonne belohnt, aber immerhin mit einer zeitweise tollen Aussicht. Ganz blieb der Regen leider aber auch nicht aus. Trotz der widrigen Wetterbedingungen war die Fahrt über diese Höhenstraße ein absolut unvergeßliches Erlebnis - vor allem hatten wir die gesamte Strecke nur für uns - da mittlerweile Montag war, blieb der Ausflugsverkehr aus. Ewig schade für all jene, die es nicht wagten!

In Mayrhofen im Zillertal erwartete dann das Teilnehmerfeld ein Vertreter der Gemeinde mit einem Flascherl Enzianschnaps und auch die Mayrhofner Urlauber erfreuten sich am rollenden Museum. Das Ziel dieses Tages war der Gaspingerhof in Gerlos. Ein wunderschönes, traditionelles und exklusives Hotel mit Tiefgarage, das extra nur für uns geöffnet hatte - somit konnten wir uns der vollen Aufmerksamkeit des Personals sicher sein. Für Frühankömmlinge gab‘s noch ein g‘schmackiges Tiroler Gröstl und/oder Kaffee und Kuchen und genug Zeit für den Wellnessbereich. Wer an diesem Tag noch nicht naß genug wurde, konnte im hauseigenen Schwimmbad mit Innen- und Außenpool eintauchen.

Am 3. Fahrtag ließen wir uns auf der alten Gerlospaßstraße ordentlich wachrütteln. Diesmal konnten wir doch wirklich bei trockenem Wetter starten und die tolle Aussicht ins Tal genießen. Der Großteil der Teilnehmer fuhr allerdings auf der gut ausgebauten Mautstraße talwärts und besuchte die Krimmler Wasserfälle. Der Regen setzte an diesem Tag erst ca. 30 km vor Ende ein, dafür umso heftiger! In Fusch an der Glocknerstraße wurden wir in zwei getrennten, kleineren Familienhotels, dem Lampenhäusl und dem Hotel zum Wasserfall, untergebracht und damit sich keiner benachteiligt fühlte, sorgte Kurt dafür, daß in beiden Häusern die gleiche Menüfolge serviert wird….

Aufgrund des heftigen Regens und der vermutlich niedrigen Temperaturen in höheren Lagen war unsicher, ob die Großglockner Hochalpenstraße am nächsten Tag überhaupt für uns befahrbar sein wird. Alternativrouten wurden besprochen, allerdings waren die meisten Teilnehmer dafür, lieber bis zu Mittag zu warten, als den Glockner nicht zu bezwingen.

Verwunderlicherweise gab‘s am 4. Fahrtag relativ bald in der Früh grünes Licht und so konnten wir fast plangemäß recht zeitig starten. Natürlich hat es wieder geregnet….da es für den Urlauberverkehr noch recht früh war, hatten wir fast die ganze Strecke für uns alleine. Weiter oben legte sich dichter Nebel über die Straße und der Regen verwandelte sich langsam aber sicher in Schneefall.

Panorma gab es keines, aber die Wetterlage versetzte uns in mystische Stimmung und ließ uns als richtige Helden fühlen…wir haben die Fahrt jedenfalls absolut genossen! Bei Sonnenschein kann schließlich jeder fahren…. Bei der Fuscherlacke auf 2.262 m beim Mankeiwirt mit seinem zahmen Murmeltier „Morfi“ gab‘s ein zweites Frühstück.

Das Hochtor, mit 2.504 m der Scheitelpunkt der Paßstraße, passierten wir bei dichtem Schneetreiben, aber auf der Kärntner Seite war die Straße überraschenderweise ziemlich bald trocken! Auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe blieb uns der Blick auf Österreichs höchsten Berg verwehrt, dafür konnten wir die erschreckend zurückgegangene Pasterze betrachten und das Automuseum besuchen.

Kurz vor Heiligenblut zweigten wir bei der Kehre 27 in eine schmale, gewundene Straße am Hang hoch über dem Tal ab, der Apriacher Höhenstraße. Die Regenpause währte leider nur kurz und so erreichten wir den Weissensee, den höchstgelegenen Badesee der Alpen, nicht bei Badewetter, sondern wieder bei strömendem Regen. Gegen Abend allerdings klärte der Himmel auf und ließ endlich Hoffnung auf schöneres Wetter aufkommen.

Traditionell untergebracht wurde ein Teil von uns im Seehotel Enzian bei der sehr freundlichen Familie Cieslar mit der „schönsten Seesauna Kärntens“. Die andere Hälfte logierte im 5-Stern-Weissenseerhof, in dem auch alle mit einem vorzüglichen Menü mit Blick auf den See verwöhnt wurden…

Am nächsten Tag war irgendwie etwas anders - die Sonne schien, unglaublich!

Dieser 5. Fahrt führte uns durchs Liesertal, über den Katschberg und den Hohen Tauern, den letzten richtigen Alpenpaß auf unserer Tour, nach Salzburg ins Hotel Sacher - nobel residierten und dinierten wir direkt an der Salzach mit Blick auf Hohensalzburg. Im Zimmer wurden wir mit Geschenken überhäuft - Sacher Torte, Sacher-Würfel, Sacher-Herz, Sacher Petit-Four und damit alles gut rutscht, Sacher-Sekt! Eine sehr nette Geste - nur - wohin damit? Alles auf einmal essen war unmöglich und der Stauraum in unseren Autos längst am Limit, aber Gott sei Dank hatten wir unseren Hubert, der von Tag zu Tag und von Hotel zu Hotel unser Gepäck transportierte - bis ins Zimmer übrigens! Ab Salzburg hatte er dann noch mehr zu schleppen, dank all dieser Goodies.

Am 6. Fahrtag fuhren wir von Salzburg dann gen Osten übers Salzkammergut bis zum Stift Kremsmünster. Kulturell Interessierte ließen sich durchs Stift führen, Hungrige im Stiftsrestaurant bewirten. Kurt dirigierte uns über nette kleine Straßerln bis zur Donaubrücke nach Grein und entlang der Donau genossen wir die Fahrt über den Nibelungen- und Strudengau nach Maria Taferl - endlich blauer Himmel, aber auch steigende Temperaturen. Im Panoramarestaurant Schachner mit Blick auf den Nibelungengau wurde gespeist und der Abend klang endlich einmal im Freien bei angenehmen sommerlichen Temperaturen im Kastaniengarten mit Blick auf die Donau aus.

Der 7. und letzte Fahrtag brachte uns Hitze und Hektik. Die Regenbogenparade in Wien machte die Hoffnung auf einen letzten gemütlichen Fahrtag leider zunichte. Der gesamte Ring wurde nachmittags gesperrt und Kurt verhandelte mit der Polizei hart um ein Zeitfenster, damit dieser von uns befahren bzw. überquert werden kann. Als letztes Luxus-Stadtquartier in Wien hat uns Kurt nämlich in ein restauriertes Ringstraßenpalais, nämlich Palais Leitenberger und Henckel von Donnersmarck - gemeinsam geführt als „Radisson Blu Palace“ - eingebucht, in dem auch der Abschlußabend stattfand.

Trotzdem blieb am Vormittag noch Zeit für eine kurze Führung im Stift Melk und als Sammelpunkt für die gemeinsame Fahrt in die Stadt wurde die Terrasse am Kahlenberg reserviert. Dort wurden wir auch von ein paar daheimgebliebenen Clubmitgliedern begrüßt und in die Innenstadt begleitet. Ein schneller Drink mit Blick auf Wien und ab in die Stadthitze. Schwierig für Mensch und Maschine. Wir sind uns sicher, daß sich zu diesem Zeitpunkt einige das kühlere und regnerische Wetter herbeigesehnt haben - aber so sind wir - nix ist uns recht.

Sehr recht war uns und sicher auch allen anderen aber die perfekte Organisation, mit der Kurt diese Tour veranstaltet hat. Es fällt uns nichts ein, an was er nicht gedacht hätte…. in Innsbruck und Salzburg kümmerte er sich sogar darum, daß uns die ortsansässigen Oldtimerclubs vom Stadtrand in die City eskortierten und daß die Autos entweder in Garagen parkten oder bewacht wurden.

Ein großes Lob und Dankeschön gebührt dem armen, kofferschleppenden Hubert und auch Didi, der oft stundenlang Wind und Wetter trotzte, um uns zu fotografieren und beide haben dann noch in der Nacht die Fotos bearbeitet und online auf Facebook gestellt.

Gerda und Alfred harrten zuerst bei Regen und dann bei Hitze als lebende Wegweiser an wichtigen Kreuzungen aus, damit wir uns nicht verfahren. Aber eigentlich war ein Verfahren kaum möglich, haben wir doch noch selten ein so gutes Roadbook gehabt - vor allem über 7 Tage und 1.200 km…

Sehr wichtig und vor allem effizient waren Jiri und Dragan vom ÖAMTC, die den Tross die ganze Woche begleiteten. Die beiden konnten nicht nur jedes Problem lösen, sondern waren auch stets gut gelaunt, immer freundlich und hilfsbereit. Sie legten sich nicht nur auf patschnasse Straßen unter die Autos oder verschwanden in Motorräumen, sie brachten auch vergessene Handtaschen nach und transportierten auch im Urlaub offensichtlich unverzichtbare Laptops von A nach B, die beim besten Willen nicht mehr ins Fahrzeug paßten. Auf jeden Fall erwähnenswert ist, daß von den 52 gestarteten Fahrzeugen 50 ins Ziel kamen….ein ausgefallenes Team wollte sich nicht helfen lassen und beim anderen gab’s einen Motorschaden, da konnten selbst die gelben Engel nicht mehr helfen.

Nicht zu vergessen unser Fritz, der die englischen Teilnehmer stets in korrektem „very british english“ mit allen nötigen Informationen versorgte uns uns bei den Führungen österreichische Kultur vermittelte.

Das einzige, für das Kurt blöderweise nicht sorgte, war jemand, der am Ende der Reise unsere Autos putzt…..“aber das sollen sie wenigstens selber machen“, wird er sich gedacht haben! Aber eines ist jedenfalls gewiss: Verstecken braucht er sich nicht für diese gelungene Veranstaltung, der Kurt!

Download: Der Bericht mit Fotos als PDF-Datei